Ein schmuckloser Nachkriegsbau mit etwa 70 Zimmern. Die Prostituierten warten hier bei geöffneter Tür auf die Freier, die auf der Suche nach Sex mit einer geeigneten Frau durch die Flure laufen. Man nennt dieses System: "Laufhaus". Eine schmale, rote Lichtröhre hängt über der Eingangstür aus Stahl. Jedes Mal, wenn ein Freier das Dreifarbenhaus betritt oder verlässt, fällt die Tür krachend ins Schloss — an diesem Abend in wenigen Minuten zigmal. Seit gut einem Jahr gilt — wie in allen Bordellen Deutschlands — auch hinter dieser Tür das Prostituiertenschutzgesetz. Es schreibt unter anderem die Kondompflicht für Freier vor. Aber: Kennen die Sexkäufer das Gesetz überhaupt? Und: Halten sie sich daran? Aber wenn man zuhause nichts zu essen bekommt, sag ich, geht man ins Restaurant. Das liberalste Gesetz seiner Art. Die Benutzung eines Frauenkörpers gegen Geld - legal, legitim, selbstverständlich. Das ist die Botschaft der Sexkäufer an diesem Abend, in dieser Momentaufnahme. Eine Haltung, die besonders gut gedeihen kann, seitdem es das deutsche Prostitutionsgesetz gibt. Seit in Kraft, zählt es im internationalen Vergleich zu den liberalsten seiner Art. Es sollte Prostituierte rechtlich stärken und Kriminalität eindämmen - und scheiterte an der Wirklichkeit: Zum einen tragen Prostituierte nach wie vor ein Huren Mussen Kondome Ausgeben Risiko, Opfer von Gewalt zu werden - das belegt eine Studie des Bundesfamilienministeriums. Zum anderen landen seit der EU-Osterweiterung massenweise sogenannte Armutsprostituierte auf dem deutschen Sexmarkt, so eine Studie der Mannheimer Sozialwissenschaftlerin Julia Wege. Das Prostituiertenschutzgesetz aus dem Jahr soll nun hier rechtlich nachbessern und stellt neue Regeln für das Sexgeschäft auf. Im Kern sind das die Kondompflicht für Freier, die Erlaubnispflicht für Betreiber und Betreiberinnen und die Anmeldepflicht für Prostituierte. Anna, die ihren richtigen Namen im Radio nicht hören will, hat sich zum Zeitpunkt unseres Gespräches noch Huren Mussen Kondome Ausgeben angemeldet. Sie schafft seit zehn Jahren an, bisher ohne Probleme, sagt Anna. Gesetz als Gängelung und Stigmatisierung. Es kommen halt weniger Gäste durch das neue Gesetz. Und des war eigentlich so ein Magnet, sag ich jetzt mal. Ist ja ein Schutz, versteh ich, will ich auch machen, aber durch den Schutz gehen die halt dann zu Frauen hin, die den Schutz halt nicht machen wollen oder vielleicht auch dazu gezwungen werden das zu tun, weil sonst verdienen sie ja nix. Anna ist Mitte 40, und sagt, dass sie "auf eigene Kasse" arbeite. Ohne Zuhälter, selbstständig, in ihrer eigenen, kleinen Wohnung. Sie biete sich auf einer Internetplattform an. Mit der Prostitution habe sie angefangen, weil ihr Ex-Partner ihr einen Haufen Schulden ans Bein gebunden habe. Sie habe damals schnell viel Geld gebraucht. Ihr Bürojob habe nicht ausgereicht; also versuchte Anna es mit Prostitution - und blieb dabei. Dass der Gesetzgeber sie nun zu einem Beratungs- und Informationsgespräch verpflichtet, dass sie sich anmelden muss und einen Arbeitsausweis braucht — all das empfindet die Mittvierzigerin als Gängelung. Und dann auch die Mühe. Man braucht zwei Bilder und dann muss man dahin gehen. Ich bin kein Terminfreund. Ich bin ein Termingegner. Reich ist Anna mit der Prostitution bisher nicht geworden. Hin und wieder, erzählt die Frau, sammle sie sogar Pfandflaschen, um ihr Budget aufzupolstern. Geschlechtsverkehr im Akkord sei nicht ihr Ding. Anna wählt beim Erstkontakt an der Wohnungstür aus, sagt sie. Eine eigene Tür, geschweige denn eine Wahlmöglichkeit hatte Laila — auch das ein Kunstname — nie.
Ausübung von Prostitution
Prostituiertenschutzgesetz - Paragraphen allein schützen nicht Prostituierte müssen sich seitdem beim Staat anmelden, Sex ohne Kondom ist verboten. Doch viele Betroffene fühlen sich von dem Gesetz. Prostituierte müssen sich in Zukunft an. Freier, die sich weigern ein Kondom zu benutzen, müssen mit einer Strafe von bis zu 50 Euro rechnen. Süddeutsche ZeitungBessere Kontrolle. Doch die Anmeldung allein ist noch kein Schutz vor Ausbeutung. Stadler schätzt, dass darunter Wohnungen seien, in denen Prostituierte alleine oder zu zweien selbstständig tätig sind und die nicht unter die Vorgaben des neuen Gesetzes fallen. Der Leiter des Ordnungsamtes in Stuttgart, Albrecht Stadler, hält dagegen: Man wende schlicht und einfach konsequent das Bau- und Gewerberecht an. Üben sie mehr als ein Prostitutionsgewerbe aus, müssen sie für jedes dieser Gewerbe gesonderte Aufzeichnungen führen.
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Doch viele Betroffene fühlen sich von dem Gesetz. Die Stadt Stuttgart kündigt Geldstrafen in vierstelliger Höhe an. Die Bordelle müssen zudem auf die. Die Umsetzung des Prostituiertenschutzgesetzes nimmt langsam Fahrt auf. Das heißt: Sex ohne Kondom ist ab sofort strafbar, Sexkäufern drohen Geldbußen, wenn sie sich nicht daran halten. Freier, die sich weigern ein Kondom zu benutzen, müssen mit einer Strafe von bis zu 50 Euro rechnen. Prostituierte müssen sich in Zukunft an. Prostituierte müssen sich seitdem beim Staat anmelden, Sex ohne Kondom ist verboten.Die Anmeldebehörde ist verpflichtet, die Bescheinigung innerhalb von fünf Werktagen ausstellen; in der Regel wird sie jedoch schon direkt bei der Anmeldung übergeben. Dann bekommen Prostituierte für die Anmeldung in diesem Bundesland eine gesonderte Anmeldebescheinigung, die nur dort gilt. Grundsätze des Prostituiertenschutzgesetzes Warum wurde das Prostituiertenschutzgesetz eingeführt? Gesetz als Gängelung und Stigmatisierung. Die Höhe der Gebühren für die Anmeldung wird von jedem Bundesland selbst festgelegt und kann daher je nach Bundesland unterschiedlich hoch sein. Die Frage, wo Freiwilligkeit beginnt und endet, ist für viele der oft sehr jungen und meist schlecht gebildeten Frauen aus Südosteuropa kaum zu beantworten, das jedenfalls ist die Erfahrung des Augsburger Kriminalkommissars Helmut Sporer. Im Gerichtssaal fallen Spitznamen wie "Der Schlitzer" oder "der Teufel". Die SPD habe ihre jüngsten Forderungen "weitgehend zurück genommen". Wenn Sie selbständig tätig sind, müssen Sie Steuern zahlen. Die Pflegeversicherung ist an die jeweils abgeschlossene Krankenversicherung gekoppelt. Prostitutionsstätten sind Gebäude oder Räume, in denen sexuelle Dienstleistungen erbracht werden. Ja, Prostituierte dürfen nach dem Gesetz während der Geschäftszeiten zur gesundheitlichen sowie sozialen Beratung gehen. Constabel: "Dieses Gesetz basiert auf dem, dass der Kauf von Frauen zur sexuellen Benutzung legal ist. Um die Verschärfung des Gesetzes zu verhindern, kippte sie einen ausgehandelten Entwurf. Sie wollen, dass Kondome benutzt werden — und das Gesetz stärkt ihnen den Rücken. Dazu wird ein Teil Ihres Gehaltes einbehalten. Das ist das, was in Deutschland noch passieren muss. Wenn dem nicht entgegensteht, dass die Frauen sich in einer Zwangslage befinden. Auch die Benutzung von Kondomen wird für Freier Pflicht. Das Bundesgesellschaftsministerium begleitet die Länder und Kommunen fachlich und stellt Informationsmaterialen bereit. Die Sozialpädagogin mit Kurzhaarschnitt und freundlichem Gesicht klärt auf: Über die Kondompflicht für Freier, die es in Bayern seit gibt. Anna wählt beim Erstkontakt an der Wohnungstür aus, sagt sie. Auch sogenannte Flatrate-Bordelle sind unzulässig, denn bereits seit dem Prostitutionsgesetz von gilt: Prostituierte dürfen nicht zu einer unbestimmten Zahl sexueller Akte für einen vorher festgelegten Preis verpflichtet werden. Bessere Arbeitsbedingungen. Ganz Geschäftsmann. Zahlen hierzu kann das Sozialministerium bislang nichtliefern. Es schreibt unter anderem die Kondompflicht für Freier vor. Was haben die Gewerbetreibenden bezüglich der Kondompflicht zu beachten? Corinna Reim öffnet die Türen zu neu und hell gestalteten Räumen und wird nicht müde zu betonen, dass die unterschiedlichsten Frauen zu ihr kommen. Er spielt Schach, versucht viel zu reden, hat Besuche von Verteidigung, von Familie. Niemand, auch keine Bordellbetreiberin und kein Bordellbetreiber oder eine andere dort arbeitende Person, darf Ihnen Vorschriften zu sexuellen Handlungen machen oder Sie zwingen, jemanden zu bedienen, wenn Sie dies nicht selbst wollen. Einige sagen, dass die Einhaltung der Kondompflicht eh nicht kontrolliert werden kann. Kommt später ein neuer Ort hinzu, muss man diesen nachtragen lassen. Bei Bedarf und wenn gewünscht, kann bei der Beratung eine Übersetzerin oder ein Übersetzer zugegen sein.